Auf, Brüder, singt mit mir

das Lob der edlen Jägerei!
Reich der Stoff und wohlbekannt
im ganzen deutschen Vaterland
die schöne Melodei!

 

Des Waidmanns Ursprung liegt
entfernt, dem Paradiese nah;
da war kein Arzt, kein Pfaff,
kein Advokat;
doch waren Jäger da!

 

Mit seinem Stand ist Ruhm und Lust
und Ehr' und Glück gepaart.
Ihn quält nicht ew'ges Einerlei,
die Arbeit ist ihm täglich neu
und täglich andrer Art.

 

Ergötzlichkeit ist sein Beruf,
Vergnügen seine Pflicht;
drum pfuscht auch alt
und jung so gern ins Handwerk ihm;
selbst große Herrn erröten drüber nicht.

 

Gesundheit, Brot und heitern Sinn
schafft ihm sein reger Fleiß.
Er ist, wird einst sein Scheitel bleich,
an Kraft und Mut dem Jüngling gleich,
an Jahren nur ein Greis.

 

Es stählen seine Nerven sich
in Gottes freier Luft.
Er scheut nicht Regen, Sturm und Schnee,
weiß nichts von Zahn- und Ohrenweh
im kühlen Abendduft.

 

Heil ist sein Aug' und scharf sein Ohr,
es kann ihm nichts entgehn.
Was er nicht sieht, was er nicht hört,
das bleibt dem Laien wohl verwehrt
zu hören und zu sehn.

 

Er spielt im Wald und beim Gelag
den Helden und den Herrn;
drum sind ihm auch die Weiblein hold
und zahlen ihm den Minnesold
vor allen andern gern.

 

Kaum färbt Aurorens erster Strahl
der Berge Spitzen rot,
so hat im Haus er keine Ruh',
Diana winkt ihm freundlich zu,
ihr Wink ist ihm Gebot.

 

Rasch geht's hinaus, und vor ihm her
springt sein getreuer Hund.
Die Lerche singt, der Häher schreit
und macht verrät'risch weit und breit
des Siegers Dasein kund.

 

Mit reicher Beute kehrt er dann
beladen spät nach Haus
und ruht mit königlicher Lust
an seines treuen Weibchens Brust
von aller Arbeit aus.

 

Anonym

Anonym