Der Mai tritt ein mit Freuden,
es flieht der Winter kalt;
Die Blümlein auf der Heiden,
die blühen mannigfalt.

Ein Röselein zarte
von Farbe so schön,
das blüht in meinem Garten,
vor allen ich's krön.

 

Ein edles Röslein zarte,
von roter Farbe schön,
blüht in meins Herzens Garte:
Für all Blümlein ichs krön.

Es ist der Wohlgemute
des schönen Röslein rot,
erfrischt mir Sinn und Mute,
errett' aus aller Not.

 

Es ist mein Ehrenpreise,
dazu mein Augentrost,
gemacht mit allem Fleiße,
vom Tod hats mich erlost.

Vor Leid wär ich gestorben,
entgangen was mein Kraft,
in Liebesflamm verdorben,
erkühlt hat mich sein Saft.

 

Mein Herze wird erquicket
von Angst, Kummer und Pein,
wenn mich freundlich anblicket
das rote Röslein mein.

Für Silber und rot Golde,
für Perlen und Edelgestein
bin ich dem Röslein holde,
nichts Liebers mag mir sein.

 

Der Edelstein Karbunkel
mag ihm geleichen nicht.
wiewohl er leucht im Dunkel,
Rubin gen ihm erblicht.

Ach Röslein, bist mein Wegewart!
Freundlichen ich dich bitt:
Mein Holderstock zu aller Fahrt,
dazu Vergissmeinnicht!

 

Wilhelm von Zuccalmaglio 1849

Anonym