Wenn die Lerch' empor sich schwingt,
Durch die blauen Lüfte singt,
Und der Kiebitz um sein Nest
Kreisend sich vernehmen lässt,
Und das Ackermännchen schnell
Hüpft umher am Wiesenquell -
Dann, dann ist der Frühling da,
Freud' und Leben fern und nah.

 

Wenn das Veilchen freundlich blickt,
Seinen Morgengruß uns nickt,
Wenn der Himmelschlüssel sprießt,
Seinen goldnen Kelch ergießt,
Und Schneeglöckchen bim bam bom
Läuten: Frühling, komm komm komm!
Dann, dann ist der Frühling da,
Freud' und Leben fern und nah.

 

Wenn das Auge Alles sieht
Und das Ohr hört jedes Lied;
Wenn das Herz von Lust bewegt
Frei sich fühlt und voller schlägt,
Und vergisst mit Einem Mal
All des Winters Leid und Qual -
Dann, dann ist der Frühling da,
Freud' und Leben fern und nah!

 

Hans Michael Schletterer

Hoffmann von Fallersleben