Ein Mägdlein ging im grünen Wald,
suavis et formosa,
war schlank und lieblich von Gestalt,
florens quasi rosa.
Und sieh, da war ein stil1er Teich,
silva cir cumdata,
ach, wär' ich doch ein Fischlein gleich!
cogitat ornata.

 

Und wie sie um und um sich sah,
solitaria fuit,
was meint ihr wohl, was da geschah?
vestem hie exuit.
Dann blieb sie dicht am Ufer stehn,
bella creatura,
wie noch kein Auge sie gesehn
puram in natura.

 

Da schwiegen alle Vögelein
formam mirabundae,
da hüpften über Kies und Stein
appetentes undae.
Sie stieg hinein in keuscher Lust
quercu sub vetusta
und kühlte sich die weiße Brust,
membraque venusta.

 

Auf einmal aus dem Busche sprang
canis ad venandum,
im Wasser ward dem Mädchen bang,
quid nunc ad velandum?
Von dem, was hier das Hündlein fand,
tunicam heu! demit,
o weh! laß mir mein weiß Gewand!
virgo clamat, gemit.

Das Hündlein sprang wohl her und hin,
tunicam in ore,
da lief ihm nach das Magedin,
Cypris pulchrae more.
Als endlich sie's ihm abgejagt,
adest non viator,
schlüpft sie hinein und denkt verzagt:
vidit me venator?

 

Anonym

Julius Wolff