Als Noah aus dem Kasten war,
Da trat zu ihm der Herre dar,
Der roch des Noah Opfer fein
Und sprach: "Ich will dir gnädig sein,
Und weil du ein so frommes Haus,
So bitt' dir selbst die Gnade aus!"

 

Da sprach der Noah: "Lieber Herr!
Das Wasser schmeckt mir gar nicht sehr
Dieweil darin ersäufet sind
All' sündhaft Vieh und Menschenkind:
Drum möcht' ich armer, alter Mann ein
Anderweit Getränke han."

 

Da griff der Herr ins Paradies
Und gab ihm einen Weinstock süß
Und sprach: "Den sollst du pflegen sehr!"
Und gab ihm guten Rat und Lehr'
Und wies ihm alles so und so;
Der Noah ward ohn' Maßen froh.

 

Und rief zusammen Weib und Kind,
Dazu sein ganzes Hausgesind';
Pflanzt Weinberg' rings um sich herum,
Der Noah war fürwahr nicht dumm;
Baut' Keller dann und presst' den Wein
Und füllt' ihn gar in Fässer ein.

 

Der Noah war ein frommer Mann,
Stach ein Fass nach dem andern an
Und trank es aus zu Gottes Ehr',
Das macht' ihm eben kein Beschwer;
Er trank, nachdem die Sündflut war,
Dreihundert noch und fünfzig Jahr'.

 

Anonym

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