Früh von der Heimat musst ich wandern,
Vom Elterhause lieb und traut,
Mich trieb's von einem Ort zum andern,
Ich hörte fremder Sprache Laut.
Doch in des Lebens regem Treiben,
Das seine Fesseln um mich schlang,
|: Wird mir von allem teuer bleiben
   Das Lied das meine Mutter sang. :|

 

Wenn ich als Kind des Spielens müde,
Mich wandte nach der Mutter Schoß,
Und ich beruhigt von dem Liede,
Nun sorglos meine Augen schloss,
Dann fühlt' ich wie die schlichte Weise
Mir mächtig tief ins Herze drang!
|: So wirkt kein Lied, ob laut, ob leise,
   Wie's Lied, das meine Mutter sang. :|

 

Lausch ich seither im Geist dem Liede,
Löst es mir jede herbe Pein,
Und stille Wehmut, tiefer Friede
Zieht dann in meine Seele ein.
Wie oft, wenn ich in trüben Stunden,
Gekämpft mit Sorgen schwer und bang,
|: Hab Trost und Ruhe ich gefunden
   Im Lied, das meine Mutter sang. :|

 

So mög es ferner mich umschweben
Auf meines Daseins Wanderpfad,
Bis einst das mühevolle Leben
Den Abschluss hier gefunden hat.
Schließ dann die Augen ich, die müden,
Kein Trauerchor, kein Glockenklang
|: Singt mir als letztes Lied hienieden
   Das Lied, das meine Mutter sang. :|

 

L. Hoffmann

L. Hoffmann