Distel, Distel, Wegedorn,
meinen Schatz habe ich verlorn;
such die Straße hin und her,
wo mein Schatz geblieben wär.

Efeu, Efeu, Immergrün,
in die Fremde will ich ziehn;
wo kein Mensch mein Herzleid kennt,
niemand meinen Namen nennt.

 

Birke, Birke, Maienbaum,
meine Liebe war ein Traum;
währte einen Sommer lang,
ist dahin, wie Glockenklang.

Myrte, Myrte, Jungfernzier,
was soll deine Blüte mir;
denn es hat mir Schlechtigkeit
Häckerling vors Haus gestreut.

 

Hafer, Hafer, Schandenkraut,
Unglück ist mir angetraut;
Wo das tiefe Wasser rinnt,
meine Seele Ruhe findt.

 

Anonym

Hermann Löns, 1866-1914