Es schaukeln die Winde
das Nest in der Linde,
da schließen sich schnell
die Äugelein hell.
Da schlafen vom Flügel der Mutter gedeckt
die Vögelchen süß bis der Morgen sie weckt.

 

Bei Mütterlein liegen
die Lämmer und schmiegen
aus Fell sich so dicht
und regen sich nicht.
Sie atmen so leise und werden erst wach
beim Zwitschern der Schwalben hoch oben am Dach.

 

Nur einzig die Sterne
am Himmel so ferne,
ob groß oder klein,
sie schlafen nicht ein,
sie schließen die strahlenden Augen nicht zu,
sie legen sich nicht mit den andern zu Ruh.

 

Wenn aber mit Lachen
die Kinder erwachen,
das Lämmchen sich reckt,
der Vogel sich streckt,
dann müssen die Sterne, ob groß oder klein,
sie müssen ins himmlische Bettchen hinein.

 

Dann der darf nicht singen
am Morgen und springen,
wer während der Nacht
herum tollt und wacht.
Drum schlaf nur, mein Liebling, schlaf selig und fest,
wie's Lämmchen im Stall, wie der Vogel im Nest!

 

Engelbert Humperdinck 1854–1921

 Elisabeth Ebeling 1828–1905